Akupunktur in China
Dass die Akupunktur zur traditionellen chinesischen Medizin
gehört und eine uralte Behandlungsmethode aus dem Reich der Mitte
bzw. aus Vietnam und anderen fernöstlichen Ländern ist, ist auch in
Europa schon lange kein Geheimnis mehr. Im Gegenteil wird die
Akupunktur auch in Westeuropa mit Erfolg zum Beispiel bei Migräne
oder anderen Erkrankungen angewendet. Obwohl die Behandlung also
wohlbekannt ist, ist es trotzdem interessant, einen Blick auf die
Herkunft, lange Geschichte und die Anwendungsgebiete der Akupunktur
in China zu werfen.
Woher kommt die Akupunktur?
Akupunktur ist zumeist etwas grausig anzusehen, sticht man doch mit
langen, feinen Nadeln in den Körper. Der Grund dieser
Behandlungsmethode liegt in der traditionellen chinesischen
Medizin, die schon seit Jahrhunderten praktiziert wird und die
davon ausgeht, dass die Lebensenergie Qi wie ein Fluss durch den
menschlichen Körper fließt. Dies tut sie aber nicht beliebig,
sondern auf ganz bestimmten Bahnen. Wenn sich auf diesen
sogenannten Meridianen Knotenpunkte oder ein Stau der Lebensenergie
bildet, führt das zu körperlichen Beschwerden. Bereits vor mehr als
2.000 Jahren entdeckten Ärzte und Heiler in China dieses Konzept
und setzten Akupunktur ein, um Schmerzen und Unwohlsein zu lindern.
Über Jahrtausende lehrte schließlich die Erfahrung, wo die
wirksamen Punkte für welchen Schmerz liegen und so findet man auch
heute noch Abbildungen des menschlichen Körpers mit den Bahnen der
Lebensenergie und den entsprechenden Punkten, an denen bei der
Akupunktur angesetzt wird, um Schmerzen zu lindern oder körperliche
und seelische Leiden zu mildern. Vermutlich geht das Konzept der
Akupunktur, das eng verwandt ist mit Handauflegen und Akupressur,
auf vorgeschichtliche Heilmethoden zurück, die schon unsere
Vorfahren in der Steinzeit praktizierten. In China fand man eine
Holzpuppe aus der Han-Dynastie (etwa 200 vor bis 200 nach
Christus), die bereits Hinweise auf praktizierte Akupunktur
liefert. Diese Heilmethode ist also tief in der chinesischen Kultur
verwurzelt und bildet auch einen Teil einer philosophischen
Strömung, die davon ausgeht, dass in jedem Lebewesen das Qi, die
Lebensenergie, kreist, zugleich in jedem Wesen aber auch Elemente
des Ying und des Yang im Gleichgewicht zu finden sein müssen, damit
man im Gleichgewicht mit sich und der Welt lebt. Akupunktur soll
also nicht nur bei akuten körperlichen, sondern auch bei seelischem
Ungleichgewicht helfen.
Anwendung der Akupunktur
Während in Europa die Akupunktur lange Zeit misstrauisch beäugt
wurde und auch heute noch nicht unbedingt zum etablierten
Repertoire der Schulmediziner gehört, ist diese Behandlungsmethode
in China selbstverständlich anerkannt und weit verbreitet. Seit
mehr als dreißig Jahren gibt es so in Peking ein
Ausbildungszentrum, in dem Ärzte aus allen Ländern der Welt die
Methoden der Akupunktur erlernen können. Akupunktur wird mit
ultradünnen Nadeln mit einem Durchmesser von unter einem Millimeter
durchgeführt – es versteht sich, dass dabei die Hygiene an erster
Stelle steht und die Nadeln nur ein einziges Mal benutzt werden.
Will man sich also in China mit Akupunktur behandeln lassen, sollte
man darauf achten, dass die hygienischen Standards eingehalten
werden – das ist ein sicherer Indikator, ob man sich in die Hände
eines Professionellen oder eines Scharlatans begeben hat.
Akupunktur wird überall auf der Welt in der Schmerztherapie
angewendet und soll dafür sorgen, die Selbstheilungskräfte des
Körpers zu aktivieren und stimulieren. Rückenleiden, Migräne,
Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Asthma und grippale Infekte sind
ebenso Anwendungsgebiete wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder
Allergien. Zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens, der
Gewichtreduktion, bei leichten Depressionen und Schlafstörungen
kann Akupunktur ebenso angewendet werden wie bei hormonellen
Störungen, Menstruationsbeschwerden oder während der
Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung. Akupunktur kommt auch bei
der reinen Prophylaxe zum Einsatz, kann aber auch bei
Burnout-Syndrom oder Nervosität helfen. Obwohl Akupunktur kein
Allheilmittel ist, kommt sie doch bei einer Vielzahl von
unterschiedlicher Erkrankungen zum Einsatz und ist so ein
Heilmittel, das auf natürliche Weise dem Körper hilft, sein
Gleichgewicht wiederzufinden.
Wie wirkt Akupunktur?
Akupunktur oder auch Akupressur bzw. die Erwärmung der
Akupunkturpunkte (Moxibustion) setzt auf vielen Ebenen an, was aber
für das Konzept der Lebensenergie Qi kaum einen Unterschied macht.
Dort geht es nur darum, Ying und Yang wieder ins Gleichgewicht zu
bringen und so den Körper vor Krankheiten zu schützen bzw. seine
Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Will man das in den Begriffen
der westlichen Schulmedizin fassen, dann wirkt die Akupunktur
sowohl über das Nervensystem als auch über Botenstoffe, die
Hormone. Dabei werden Muskeln positiv stimuliert, die
Schmerztransmitter beeinflusst und auch das psychische Wohlbefinden
gesteigert. In China werden oftmals über den Akupunkturpunkten auch
Heilkräuter verbrannt, sodass diese ihre wohltuende Wirkung
entfalten können.
Akupunktur als Tourist in China?
Die traditionelle chinesische Medizin wird in ihrem Heimatland
regelrecht zelebriert und hier geht es oftmals um Glaubensfragen.
Damit ist nicht nur gemeint, dass man sich als skeptischer,
westlicher Besucher auf diese Art der Medizin einlassen muss,
sondern man sollte auch verstehen, dass Akupunktur und weitere
Behandlungsmethoden in China teilweise mit Philosophie und Religion
Hand in Hand gehen und die Bereiche nicht strikt voneinander
getrennt sind. Das hat wenig mit sogenannten Wunderheilern zu tun,
sondern vielmehr mit einem ganzheitlichen Ansatz, der den Menschen
und seine Lebensenergie als Teil des Ganzen begreift, in der das
körperliche Wohlbefinden eben auch mit Lebenseinstellung und
Weltverständnis zu tun hat. Eigentlich überall in China gibt es die
Möglichkeit, sich nach den traditionellen Heilmethoden der
chinesischen Medizin behandeln zu lassen. Dabei geht es um ein
ganzheitliches Erlebnis: Anamnese, also die Vorgeschichte des
Patienten, wird häufig aus dessen Körper abgelesen und daraus eine
Diagnose abgeleitet, was für einen Europäer durchaus ungewohnt sein
kann. Darauf muss man sich also einlassen, aber da die Anamnese und
die Diagnose meist sehr zutreffend sind, kann man sich danach
entspannt und vertrauensvoll der Akupunktur oder der Akupressur
bzw. einer Massage überlassen, entspannen und mit den wohltuenden
Erfahrungen zu neuen Erlebnissen in diesem faszinierenden Land
starten. Meist sind entsprechende Gesundheitseinrichtungen mit Spa,
Clinic oder auch Therapeutic Retreat gekennzeichnet und bieten
neben der Akupunktur noch eine Vielzahl von anderen, wohltuenden
Behandlungen an, die in Europa eher unüblich sind. Einen Aufenthalt
im Reich der Mitte kann man also nicht nur nutzen, um das Land zu
erleben, sondern auch, um das eigene Wohlbefinden zu steigern und
vielleicht eine ärztliche Meinung einzuholen, die von der
klassischen, westeuropäischen Schulmedizin unbeeinflusst ist, und
Behandlungen auszuprobieren, die das innere und äußere
Gleichgewicht wieder herstellen.